Auch wenn es ursprünglich nicht geplant war, hat sich dieses Werk während der Erstellung zu einem sehr persönlichen Projekt entwickelt. Ich wurde im Jahr 2000 in Sindelfingen geboren. Im darauffolgenden Jahrzehnt blühte die lokale Graffitiszene auf und es entstanden täglich neue Bilder an den Fassaden der Stadt. Diese Bilder inspirierten mich schon früh und somit prägten sich die gesprühten Buchstaben bereits im Jugendalter in mein Unterbewusstsein ein. Ich hielt ständig Ausschau nach neuen Graffiti. Als ich selber ein junger Erwachsener wurde, war die Szene allerdings fast ausgestorben und somit blieb ich ein externer Bewunderer. Meine Lieblingsbilder standen immer noch fest an den Häuserwänden, jedoch schienen sie von Tag zu Tag mehr zu verblassen.
Als ich einige Jahre später die Ausbildung zum Grafik-Designer begann, hatte ich meine Leidenschaft zu Graffiti bereits fast vergessen. Doch plötzlich ging es um den Aufbau von Buchstaben, die Komposition von Lettern und die Psychologie der Farben. Alte Erinnerungen schwappten hoch und die Graffiti, welche ich jeden Tag auf dem Weg zur Schule sah, bauten sich vor meinem inneren Auge auf. Dass der Abstrich des Buchstaben K seinen Ursprung im Arm und nicht im Grundstrich hat war mir genauso bewusst wie, dass hellere Farben weniger Fläche benötigen um das selbe Gewicht zu haben, wie dunklere Flächen.
Mittlerweile ist die Typografie und Schriftgestaltung eine meiner liebsten Disziplinen im Design und ich glaube mein Ich vor zehn Jahren würde sich sehr freuen, wenn ich ihm das sagen könnte.
Im ersten Bereich "Auszüge aus dem Archiv" sind viele dieser alten Graffiti zu sehen. Dieser Teil ist für mich eine Art Tribut an die Sprüher, die unwissentlich vor über einem Jahrzehnt einen kleinen Jungen zum Designer machten.
Der zweite Teil der Arbeit besteht aus einer Auseinandersetzung mit einem zeitgenössischen Graffiti-Künstler. Ich begleitete diesen bei seiner Arbeit, dokumentierte das Geschehen und halte ein Interview. Dieses Interview ist Teil des Magazins, erscheint allerdings in seiner vollen Länge nur im Film, welcher als Begleitmedium zum Magazin gedacht ist. In diesem sieht man den Künstler auch bei einer exklusiven Auftragsarbeit für das Magazin.